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Sind Hormone im Trinkwasser ein Problem?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 16. Dezember 2022
Lesedauer: 5 Minuten

Sie gehören eigentlich nicht einmal ins Abwasser: Arzneimittelrückstände, Kosmetika und hormonaktive Substanzen. Dennoch werden genau solche Dinge fast täglich in deutschen Haushalten in der Toilette herunter gespült oder gelangen anderweitig ins Abwasser. Einmal dort angekommen, befinden sie sich folglich im Wasserkreislauf.

Dieser Kreislauf führt zwangsweise auch wieder zum Verbraucher zurück. Die Bedenken, im Trinkwasser seien Hormone, Medikamentreste und ähnliches, sind somit alles andere als weit hergeholt. Diesem Umstand sind sich immerhin auch die Versorger bewusst. Neue Filterverfahren mit kleinsten Kohlenstoffpartikeln sollen Abhilfe schaffen. Aber wie realistisch ist das und welche Gefahren bestehen tatsächlich?

Körpereigene und körperfremde Hormone

Grundsätzlich sind Hormone bekannt dafür, im menschlichen Körper wichtige Funktionen zu übernehmen. Sie gelten als Signal- und Botenstoffe, die verschiedene Prozesse im Körper regulieren und Informationen übermitteln. So werden der Blutdruck, der Wasserhaushalt und auch der Blutzuckerspiegel mit Hormonen gesteuert. Hormone haben also einen enormen Einfluss auf den gesamten Organismus und zwar ein Leben lang.

Soweit, so natürlich. Allerdings hat die moderne Medizin beziehungsweise Pharmazie dafür gesorgt, dass sich im Körper weit mehr als nur jene natürlichen Hormone befinden können. Unzählige Salben, Pillen und andere Präparate mit hormonaktiven Substanzen gibt es und jährlich kommen neue hinzu. Das bekannteste Beispiel dabei ist sicherlich die Anti-Baby-Pille mit künstlichem Östrogen und Gestagen (weibliche Geschlechtshormone).

Wussten Sie es?

Schon geringe Mengen sollen große Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben. Wird der Hormonhaushalt durch unbeabsichtigt eingenommene Hormone in der Nahrung oder dem Trinkwasser gestört, so kann dies zu Erkrankungen führen.

Arzneimittelrückstände und Hormone im Wasserkreislauf

Um das Problem erfassen zu können, muss zunächst einmal betrachtet werden, wie die genannten Stoffe überhaupt in den Wasserkreislauf gelangen können. Tatsächlich findet dies auf verschiedene Art und Weise statt:
• Entsorgung von Arzneien und ähnlichen Substanzen in der Toilette
• Ausscheidung von Arzneimittelrückständen und Hormonen über den Urin
• Abwaschen von Salben etc. beim Baden oder Duschen
• Ausscheidungen von Nutztieren, die mit Hormone behandelt wurden oder Medikamente bekamen

Dies sind die gängigsten Beispiele. Das größte Problem ist dabei in der Tat die Unachtsamkeit vieler Verbraucher. Tagtäglich werden unzählige Medikamente der Einfachheit halber in der Toilette entsorgt. Ein Teilaspekt dessen sind sogar Rückstände von Drogen – so konnten etwa bereits Kokain und Cannabis im Abwasser nachgewiesen werden. [1]

Davon abgesehen gelangen Arzneien und hormonaktive Substanzen (bspw. Östrogen) aber auch zwangsweise ins Abwasser, da viele von ihnen im menschlichen Körper nicht gänzlich verbraucht beziehungsweise abgebaut werden. Stattdessen gelangen sie über die Niere in den Urin und folglich ins Abwasser. Ähnlich geschieht es mit äußerlich angewandten Produkten, die im Zuge der Körperhygiene weggespült werden.

Die Landwirtschaft und Massentierhaltung schließlich ist ein weiteres großes Problem. Die Behandlung von Nutztieren mit verschiedensten Medikamenten, Hormonen etc. ist längst keine Seltenheit mehr und auch bei Pflanzen funktionieren Pestizide auf ähnliche Art. Über das Grundwasser gelangen Rückstände von alledem schließlich in den Wasserkreislauf.

Hormone im Wasser
Hormonaktive Substanzen aus Salben und Co. werden tagtäglich über das Abwasser von Dusche und Toilette in den Wasserkreislauf befördert. (Bildquelle: ID 248734806 TheVisualsYouNeed / depositphotos.com)

Was tun Wasserwerke gegen Hormone und ähnliches im Wasser?

Im Sinne der allgemeinen Trinkwasserqualität sieht die Trinkwasserverordnung in Deutschland für viele verschiedene Schadstoffe Grenzwerte vor. Diese müssen seitens der Wasserversorger auch streng eingehalten werden. Allerdings sind es vor allem Arzneimittelrückstände und hormonaktive Substanzen, die dabei vielfach nicht berücksichtigt werden. Das ergibt sich schon aus der schier endlosen Menge entsprechender Produkte und der ständig neuen Inventionen der Pharmazie.

Für Hormone im Leitungswasser gibt es beispielsweise zum jetzigen Stand keinen Grenzwert und entsprechend auch keine Überprüfung im speziellen. Nichtsdestotrotz werden dahingehend freilich Studien und Tests betrieben. So mahnt etwa auch das Umweltbundesamt an, dass sehr wohl Arzneimittelrückstände etc. die Umwelt und eben auch das Trinkwasser belasten können. [2]

Bedenklich:

Für Hormone und hormonähnliche Stoffe gibt es bisher gar keine Grenzwerte in Trinkwasser. Diese können somit jeder Zeit auch in Ihrem Glas Wasser vorkommen.

Problematisch bei alledem ist nicht zuletzt auch die teils sehr geringen Konzentrationen bei vielen anthropogenen Spurenstoffen. Es handelt sich um Mikroverunreinigungen, die einerseits schwer aufzufinden und nachzuweisen und deswegen andererseits schwer zu beseitigen sind. Inzwischen sind extra dafür auch neue Filtertechniken in der Probe, welche mit aktivierten Kohlenstoffpartikeln arbeiten. [3]

Welche Auswirkungen haben Hormone im Trinkwasser?

Ein Problem bei der Erhebung von genauen Angaben und Wirkungsweisen der Hormone stellen die fehlenden Datengrundlagen und Langzeituntersuchungen dar. Da aber wissenschaftlich erwiesen ist, dass Hormone den Stoffwechsel und die Körperfunktionen beeinflussen, sind mögliche Effekte nicht von der Hand zu weisen.

Zum Teil wird seitens der zuständigen Wasserversorger darauf hingewiesen, dass die geringen Konzentrationen an Hormon- und Medikamentenrückständen keine Auswirkungen auf die Gesundheit haben, da es sich um Nanogramm-Einheiten handele.

Auch Thomas Heberer, Lebensmittelchemiker an der TU Berlin, meint, die bisherigen Zahlen deuten nicht auf einen direkten Schaden hin. Allerdings wisse man auch nichts über die indirekte Wirkung (etwa Allergien, hormonelle Veränderung bei Kindern). Eine völlige Unbedenklichkeit gibt es daher nicht. [4]

Zum Beispiel wirkt das synthetische Östrogen der Anti-Baby-Pille schon in sehr geringer Konzentration. In diesem Zusammenhang wurde bereits beobachtet, dass in Flüssen und Seen in der Nähe von Klärwerken eine Verweiblichung der Fischpopulation stattfindet. [5]

Privater Wasserfilter gegen Hormone im Leitungswasser

Dass also Arzneirückstände, hormonaktive Substanzen und ähnliches im Trinkwasser enthalten sind, ist eine Tatsache. Zwar sind die Mengen sehr gering und ein drastischer Effekt wie die erwähnte Verweiblichung bei den Fischbeständen ist für Menschen gewiss nicht zu erwarten. Jedoch liegt es in der Natur der Sache, dass vor allem Hormone und Medikamente oft erst auf lange Sicht ihre Wirkung entfalten und das selbst bei geringen Dosierungen.

Da die Klärwerke hier keinen absoluten Schutz bieten, kann es sinnvoll sein, auf einen heimischen Wasserfilter zu setzen. Gesinterte Aktivkohlefilter mit starker Adsorptionswirkung sind für Hormome im Leitungswasser genau die passende Form der Filterung. Obendrein werden so auch eine Vielzahl anderer möglicher Schadstoffe aus dem Trinkwasser entfernt, während allerdings natürlich Mineralstoffe erhalten bleiben.

Aktivkohle-Blockfilter gesintert
Die Aktivkohle wie sie in Wasserfiltern zum Einsatz kommt bewirkt einen natürlichen und sehr effizienten Filterprozess, ähnlich wie er in der Natur beim Grundwasser durch Gesteinsschichten stattfindet. / Quelle: shutterstock by Sukpaiboonwat

Fazit

In Deutschland sieht die Trinkwasserverordnung kaum bis keine Grenzwerte für Medikamentrückstände und Hormone im Leitungswasser vor. Regelmäßige Überprüfungen werden nicht flächendeckend durchgeführt. Verbraucher können den unbeabsichtigten Beitrag zum Problem eigentlich selbst verhindern, indem Sie besagte Substanzen nicht unachtsam in der Toilette entsorgen.

Doch die Realität sieht anders aus und zumindest hormonhaltige Ausscheidungen von Menschen und Nutztieren, die in das Abwasser gelangen, sind kaum zu vermeiden. Vielmehr dürfte die Anzahl und Menge an unerwünschten Substanzen jener Art im Wasserkreislauf noch zunehmen.

Bisher verwenden Kläranlagen nahezu keine Verfahren, um Arznei- und Hormonrückstände aus den Abwässern zu entfernen. Nicht zuletzt auf lange Sicht können solche Stoffe dem Menschen direkt oder indirekt schaden. Zumal langfristige Effekte von geringen Dosierungen noch wenig erforscht sind. Aktivkohle-Wasserfilter als vorbeugende Maßnahme sind daher eine Empfehlung für weniger bedenkliches Trinkwasser.

Quellen & Weiterführende Informationen
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